„Im Gebrüll der Dollfuß’ Kanonen…“
Symposium zum 90. Jahrestag des Februaraufstands

10. und 11. Februar 2024
Uni Campus Altes AKH

Das Bündnis 12. Februar organisiert anlässlich des 90. Jahrestages der Februarkämpfe das Symposium „Im Gebrüll der Dollfuß‘ Kanonen…“. Es findet bei freiem Eintritt am Uni Campus Altes AKH (Spitalg. 2-4, 1090 Wien) statt.

Das Symposium behandelt die Themenblöcke Austrofaschismus und Februarkämpfe. Durch die breite Fächerung der Themen wird eine umfassende gesellschaftliche und politische Analyse des Austrofaschismus und der Februarkämpfe geboten.

In der Programmarbeit wurde einem unterschiedlichen Wissensstand der Besucher:innen Rechnung getragen. Neben spezialisierten Beiträgen, die einzelne Aspekte genau behandeln, wird es auch umfassende Beiträge geben, die dazu dienen, einen ersten Einblick in die Themenkomplexe zu gewinnen bzw. diese miteinander zu verknüpfen.
Im Rahmen der einzelnen Veranstaltungen wird auch Raum für Fragen und Diskussion geboten.

Die Aula am Campus ist der zentrale Anlauf- und Informationspunkt des Symposiums. Dieser Empfangs- und Aufenthaltsraum steht Publikum und Vortragenden zur Verfügung, er dient damit auch als Ort der Kommunikation. Neben Infos, Kaffee und Kuchen, gibt es dort auch einen Büchertisch sowie die Ausstellung der Linoldrucke aus „Als die Nacht begann…“.

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Programm Samstag 10.2.2024

Eröffnung des Symposiums durch Anna Rosenberg (Bündnis 12. Februar) 

Die Anhaltelager im Austrofaschismus

 

 

Pia Schölnberger ist Germanistin und Historikerin, Leiterin der Kommission für Provenienzforschung im Bundesministerium Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport. Sie war Mitarbeiterin beim allgemeinen Entschädigungsfond und bei den Gedenkstätten Hartheim und „Am Spiegelgrund“.

Hinterbühne – Vorderbühne.
Kultur und Austrofaschismus

Je genauer man hinsieht, desto amorpher und heterogener wird jenes seltsame Gebilde, das auf dem tausendjährigen Österreich aufbaute, bis ein anderes tausendjähriges Reich den vierjährigen Gehversuch unterband. Zu den Stützen, auf die das Phantasiegebilde des „Ständestaats“ setzte, zählten „die Geschichte“ und „die Kultur“.

In ihrer Kombination ergaben sie die Größenwahn-Ideologie eines universalistischen Österreich, dessen hochgeschraubte Geographie in diametralen Gegensatz zum kleinen Land und noch mehr zur sich stetig verschmälernden Machtbasis des Regimes stand. So haben wir auf der Vorderbühne die grandiosen Konzerte mit Arturo Toscanini im Musikverein und den Glanz der Salzburger Festspiele, mit denen sich Dollfuß und Schuschnigg vor aller Welt feiern ließen, auf der Hinterbühne trat das Regiment autoritär, rigid und antisemitisch auf und säuberte nach dem Vorbild des Dritten Reiches die gleichgeschalteten Arbeiterbüchereien von allem, was zum Denken nachregen konnte.

 

 

Alfred Pfoser ist Germanist und Historiker, war Leiter der Wiener Städtischen Bücherei sowie Leiter des Büchereiverbands Österreich und stellvertretender Bibliotheksdirektor der Wien Bibliothek. Er ist Mitherausgeber des Buchs zur Ausstellung „Die Zerstörung der Demokratie“.

Geschlechterverhältnisse der Antimoderne: Frauenpolitik im Austrofaschismus

Mit der Abschaffung der parlamentarischen Demokratie verloren die ersten Parlamentarierinnen der Ersten Republik ihre politischen Funktionen. Sozialdemokratinnen mussten sich in vielen Fällen zudem der politischen Verfolgung ausgesetzt sehen. In der am 1. Mai 1934 verabschiedeten Verfassung des neuen autoritären Staates wurden Frauen ihre staatsbürgerliche Gleichheit, die sie knapp 15 Jahre zuvor erhalten hatten, wieder genommen. Im austrofaschistischen „Ständestaat“ sollte ihnen nur eine nur beschränkte Rolle zugestanden werden.

Der Vortrag beleuchtet die wichtigsten Einschnitte in die Geschlechterverhältnisse der Ersten Republik, die durch die Etablierung des austrofaschistischen Regimes durchgeführt worden sind, und behandelt dabei auch die Rolle von christlichsozialen Politikerinnen.

 

 

Veronika Helfert ist Historikerin und Germanistin an der Central European University. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Frauen- und Geschlechtergeschichte, Protest und Revolution, labour history, Geschichte der öffentlichen Verwaltung im 20. Jh..

Austrofaschismus: Selbstverständnis und politische Struktur

Der Austrofaschismus präsentierte sich ebenso wenig wie der italienische Faschismus mit einem ausgefeilten ideologischen Programm. Ungeachtet dessen lassen sich zentrale Elemente des ideologischen Selbstverständnisses herausstellen. Grundelemente dieses Selbstverständnisses hat Dollfuß in seiner programmatischen Trabrennplatzrede vom September 1933 formuliert: Einen zentralen Fokus seines Selbstverständnisses bildete die Ablehnung von Parlament und Parteienstaat. Als Gegenfolie zum Klassenkampf propagierte Dollfuß darin die ständische Organisierung der Gesellschaft in Form der Zusammenfassung und Zusammenarbeit zwischen Lohnarbeit und Kapital, zwischen Bauer und Knecht. Die wesentlichen Eckpunkte in einem Satz dieser Rede zusammengefasst: Wir „wollen den sozialen, christlichen, deutschen Staat Österreich auf ständischer Grundlage unter starker, autoritärer Führung.“

„Antiideologien“ wie antidemokratische, antiparlamentarische, antiliberale und antimarxistische Vorstellungen waren im bürgerlichen Milieu Österreichs in den 1920er Jahren und in den faschistischen Nachbarstaaten verbreitet. Sie wurden nunmehr zu festen Bestandteilen des austrofaschistischen Selbstverständnisses.
Gleiches gilt für die Vorstellungen der berufsständischen Organisierung der gesellschaftlichen Beziehungen.

Die politische Herrschaft beruhte im Austrofaschismus nicht auf demokratischer Legitimation, sondern auf autoritär, hierarchisch bestimmten Entscheidungen. Der „stark autoritäre Zug der Verfassung“ wird an der darin festgelegten Führungsposition und Rolle des Bundeskanzlers ebenso wie an der Stellung der Regierung in politischen Entscheidungsprozessen ersichtlich.

Der politische Pluralismus war nicht nur dadurch weitgehend ausgeschaltet, dass es keine Wahlen in die Gesetzgebung gab. Am gleichen Tag wie die Verfassung (1. Mai 1934) wurde in einem eigenen Gesetz die Grundlegung der politischen Monopolorganisation des Austrofaschismus, der Vaterländischen Front, kundgemacht.
Die Festlegung des politischen Rahmens des neuen Herrschaftssystems durch die Verfassung 1934 kann an zwei Aspekten näher aufgezeigt werden: an der Gesetzgebung und an der „berufsständischen Grundlage“.

 

 

Emmerich Talos ist Politikwissenschafter und Historiker, war Professor am Institut für Poltikwissenschaften/Staatswissenschaften an der Uni Wien. Seine Forschungsschwerpunkte sind Austrofaschismus, politische Entwicklung Österreichs im 20.Jh., Sozialpolitik und Sozialpartnerschaft.

Die Erinnerungen der Maria Emhart: Selbst- und Fremddarstellungen zwischen „Flintenweib“ und „typisch weiblichem Pazifismus“

Maria Emhart (1901-1981) war maßgeblich an den Februarkämpfen 1934 in St. Pölten beteiligt, befand sich während des Austrofaschismus zwei Mal in Haft und wurde wegen Hochverrat, als „Rädelführerin“ und als „weiblicher Schutzbundkommandant“ angeklagt. Im Laufe ihres Lebens verfasste sie vielfältige persönliche Erinnerungen.

Diese mitunter ambivalenten Selbstzeugnisse werden im Vortrag präsentiert. So zeigt sich, wie Emhart retrospektiv ihr Selbstbild konstruierte und wie geschlechtliche Normen ihr Denken und ihr Handeln im Widerstand prägten. Es wird diskutiert, auf welche Weise Emharts Erinnerung mit Geschlechterverhältnissen in Zusammenhang steht und so Emharts Erzählungen über ihr Leben im Widerstand beeinflusste und formte. Dadurch zeigt sich, welche Auswirkung Geschlechterverhältnisse auf historische Quellen und damit auch auf die Geschichtsschreibung haben.

 

 

Lena Köhler ist Historikerin und Vorstandsmitglied der Grünen Bildungswerkstatt Wien.

Die Zerschlagung der Sozialdemokratie –
Österreichs Außenpolitik am Scheideweg zwischen Faschismus und Demokratie

Der Korneuburger Eid – frühe Entscheidung gegen die Demokratie
Anhand der Geschehnisse rund um den Korneuburger Eid wird gezeigt, wie die sich weite Teile der Christlichsoziale Partei gemeinsam mit den Heimwehren gegen Demokratie und Parlamentarismus verbünden. Die Reaktionen des Auslands und die Abhängigkeit von einer Auslandsanleihe hatte 1930 noch die Zerschlagung der Sozialdemokratie und des Parlaments verhindert.

Februar 1934
-Dollfuß und die Legende vom Vasallen Mussolinis
Österreichs Außenpolitik zwischen Italien und Deutschland zeigt die Spannungsfelder zwischen diesen drei Staaten auf. Die Regierung Dollfuß entschied sich für den Faschismus.
-Reaktionen des demokratischen Auslandes
Fallbeispiele:
Großbritannien (Ethel Snowden und die Labour Partei)
Frankreich (Regierung Leon Blum)

Resümee
Alle Regierungsmaßnahmen – von der Ausschaltung des Parlaments im März 1933 über den Abbau des Rechtsstaates auf allen Ebenen– wurden mit dem Zweifrontenkrieg gegen die Sozialdemokraten und Nationalsozialisten begründet. Tatsächlich aber war es ein Dreifrontenkrieg wie sogar im Ministerrat festgestellt wurde. Neben der sozialistisch-kommunistischen und der nationalsozialistischen Front wurde auch die liberal-demokratische Front „und zwar nicht nur in Österreich, sondern in der ganzen Welt“ angeführt. Die Vertreter des Austrofaschismus hatten die linke Front blutig zerschlagen und sich damit außenpolitisch immer mehr isoliert. Österreichs Konkurrenzfaschismus bzw. Imitationsfaschismus wirkte letztlich auch als „emotionale Vorbereitung“ auf die NS-Herrschaft.

 

 

Gertrude Enderle-Burcel ist Historikerin. Sie war Beschäftigte im Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung sowie stellvertretende Leiterin der Stabsstelle des Österreichisches Staatsarchivs, Herausgeberin der Edition Ministerratsprotokolle und der Mitteilungen des österreichischen Staatsarchivs. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Geschichte der 1. und 2. Republik, insbesondere Austrofaschismus und Wirtschaftsgeschichte.

Verbotene Bücher 1933-1938 im Spiegel der Gerichtsakten

Das „Verzeichnis über jene Bücher und Broschüren, welche vom Landesgericht für Strafsachen Wien I, seit 1. Jänner 1933 auf Grund des Strafgesetzes beschlagnahmt worden sind“ führt anhand der angeführten Aktenzahlen zu einer großen Menge von Gerichtsakten im Wiener Stadt- und Landesarchiv. Sie wurden vereinzelt in der Literatur zu den Bücherverboten erwähnt, doch ein genauerer Blick lohnt sich für die Forschung allemal.

Zur Förderung der Sittlichkeit im autoritären System wurde erotische und sexualwissenschaftliche Literatur verboten, ebenso humoristische, antisemitische oder antiklerikale. Nationalsozialistische Schriften wurden allerdings nach dem Abkommen zur Normalisierung der Beziehungen zwischen Österreich und Deutschland teilweise wieder zugelassen. Strafverfahren zu kommunistischer, sozialistischer und sozialkritischer Literatur nahmen im Verlauf der Jahre ab, zumal sich deren VerfasserInnen zumeist bereits im Exil oder die Verlage im Ausland befanden, was im Übrigen für die Behörde zum Verlust des Kostenersatzes in den immens aufwändigen Verfahren führte. Hier interessieren beim Blick in die Strafakten nicht nur die oft darin enthaltenen beanstandeten Broschüren, sondern auch die entwickelten Strategien wie Pseudonyme, fingierte Verlage oder Titel.

 

 

Klaralinda Ma-Kircher ist Literaturwissenschafterin. Sie war Lehrbeauftragte für österreichische Literatur u.a. in Peking und Bremen, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Leiterin der Archivbibliothek am Wiener Stadt- und Landesarchiv und Redaktionsleiterin der „Wiener Geschichtsblätter“.

Wiener Arbeiter:innen im bewaffneten Kampf gegen den Faschismus (Februar 1934)

Der Beitrag behandelt die Kämpfe in Wien.

Ab Jänner 1934 kommt es zur Verhaftung aller Wiener Schutzbundkommandanten und vieler Funktionäre.
Beginn und Verlauf der Kämpfe waren weitgehend spontan. Es dominierten defensive, zersplitterte Abwehrkämpfe, vor allem in den Gemeindebauten, insbesonders in Ottakring, Floridsdorf, Meidling, Favoriten und um den Karl-Marx-Hof. Insgesamt gab es sehr wenige offensive Aktionen und nur wenige richtige, militärische Kampffronten. Diese v.a. im Nordosten (Floridsdorf) und im Süden (Laaerberg).

Dazu Beispiele aus Berichten von den Kämpfen in Meidling und aus dem Bericht von Elsa Meier aus Favoriten über die kommunistische Frauenkolonne am Laaerberg. Außerdem Kindheitserinnerungen aus den späten 1950er Jahren mit Zeitzeugen, einige allgemeine Einschätzungen und Bemerkungen zur Rolle der KPÖ.

 

 

Othmar Zendron ist Historiker und Obmann des Vereins „Marxer Literatur- und Studienklub“.

Die Zerstörung des Roten Wien auf administrativem Wege

 

 

Wolfgang Maderthaner ist Historiker. Er war Generaldirektor des Österreichischen Staatsarchivs und Leiter des Vereins der Geschichte der Arbeiterbewegung (VGA).

Die Funktion des Antisemitismus im Feld der Politik
(im Österreich der Zwischenkriegszeit)

Gegenwärtig ist der Antisemitismus aus aktuellem Anlass in besonders starkem Maß zum Thema geworden. Doch schon vor dem Angriff der Hamas-Terroristen am 27. Oktober war in den letzten Jahren Antisemitismus vor allem im Zusammenhang mit der Israelkritik zum Gegenstand erbitterter Auseinandersetzungen geworden, etwa in Form der BDS-Kampagne (Boycott, Divestment and Sanctions). Und fast allgegenwärtig sind etwa diverse antisemitische Motive in den unterschiedlichsten Verschwörungstheorien, nicht erst seit der Corona-Pandemie, sondern auch schon zuvor.

In der Vorgeschichte des Februar 1934 spielte der Antisemitismus eine gewichtige Rolle. Damals existierte zwar der Staat Israel noch nicht, aber Palästina und Jerusalem kommt in manchen der antisemitischen Motive durchaus schon vor. Im Zusammenhang mit dem Februaraufstand 1934 möchte ich mich mit folgender Frage auseinandersetzen:

Welche Funktion hat der Antisemitismus im Feld der Politik?

Er erfüllt vor allem, das zeigt schon allein die programmatische Ebene, die Funktion einer Identitätsmaschine. Um die Verurteilung bzw. Ablehnung „des Judentums“ gruppiert sich jeweils ein „Wir“ der diversen politischer Bewegungen, insbesondere der deutsch-völkischen bzw. großdeutschen Bewegung, der christlichsozialen Partei und ihrer Gruppierungen samt der Heimwehren. Die sozialdemokratische Partei war die einzige, deren Programm frei von antisemitischen Behauptungen und Argumenten war. Alle anderen Bewegungen und Richtungen grenzen sich von Juden ab, auch wenn die Heimwehrbewegung und die Vaterländische Front sich in manchen Momenten um die Juden bemühen, insbesondere nachdem die Verhandlungen zwecks Verständigung mit den Nationalsozialisten gescheitert waren.

Äußerungen zur Judenfrage waren geeignet, um die Prominenz von Politikern zu formen und zu fördern. Es gibt kaum prominente Politiker der Ersten Republik, die diesbezüglich Enthaltung übten. Bekenntnisse zum Thema Juden erregten regelmäßig Aufsehen und wurden als Äußerungen persönlicher Tugenden gesehen, gleichgültig wie sehr für oder gegen Juden Stellung genommen haben. Dass es gar nicht so wichtig war, dezidiert antisemitisch zu argumentieren oder zu agieren, zeigt der Fall des Polizeipräsidenten Johann Schober, der mehrfach als Bundeskanzler Regierungen leitete, weiteren Regierungen als Vizekanzler und Außenminister angehörte. Entscheidend war, dass man in dem Feld Stellung bezog.

Vor allem aber erfüllte der Antisemitismus die Funktion eines Erklärungs- und Rechtfertigungsgenerators. Der Verweis auf die Rolle des Juden bzw. der Judenschaft insgesamt erklärt in beliebiger Weise alles und auch das Gegenteil, um was auch immer es geht. Und diese Erklärungen haben immer auch eine reflexive Form, sie können zur Rechtfertigung aller möglicher Probleme in Staat und Gesellschaft dienen. Das beginnt bei der Niederlage im Weltkrieg, setzt sich fort über die Inflation und die Weltwirtschaftskrise bis hin zu den vermeintlichen Machenschaften des politischen Feindes, vor allem verkörpert im Roten Wien.

Antisemitismus in der Politik ist also nicht allein eine feindselige Haltung bestimmter Personen, eine persönliche Haltung, eine Gefühlslage, obwohl er das alles selbstverständlich auch ist. Er ist eine komplexe, kollektive und leider höchst attraktive Denkform, die allumfassende Erklärungen anbietet. „Der vollentwickelte Antisemit“, bemerkte Robert Musil 1936, „ist eine vollkommen paranoide Geistesverfassung. Sieht in allem Bestätigungen…“ Gerade dieses paranoide Element spielte in der Vorgeschichte der Ereignisse des Februars 1934 eine wichtige Rolle.

 

 

Peter Melichar ist Historiker, Otto Ender Forscher und Kurator für Geschichte im Vorarlberg Museum. Er hatte Lehraufträge an der Uni Wien und war Mitglied der „Österreichischen Historikerkommission“ sowie der „Bergier Kommission“.

Der Österreichische Cartellverband
Die Ursprünge des ÖCV, seine Rolle bei der Etablierung und Aufrechterhaltung des Austrofaschismus 1933-1938 und sein nachhaltiger Einfluss auf die österreichische Politik

Der Österreichische Cartellverband (CV, ab 1933: ÖCV), ein österreichisches rein männliches Netzwerk politisch konservativer katholischer Studentenverbindungen mit organisatorischen Wurzeln im 19. Jahrhundert, ist bis heute aktiv. Der ÖCV definierte sich ursprünglich als kaisertreues Pendant zu den die k.u.k. Monarchie ablehnenden deutschnationalen Burschenschaften, teilte mit diesen aber den Antisemitismus, den Kampf gegen „Bolschewismus“ (worunter man in der Ersten Republik hauptsächlich die Sozialdemokratie verstand) und gegen „nichtgermanische Elemente“ (Gehler, 293). Nach 1918 näherte sich der ÖCV dem Pangermanismus und dem Rassenantisemitismus an (vgl. Czermak, 61f). Zwischen 1933/1934 und 1938 war der ÖCV einer der Hauptpfeiler der österreichischen Version des Faschismus (Neuhäuser, 46ff; Gehler, 295).

Es ist auffällig, dass Bundeskanzler Engelbert Dollfuß auf Druck Mussolinis zwischen 1933 und Anfang 1934 mehrere Regierungsumbildungen vornahm, sodass sein Kabinett, das den austrofaschistischen Staatsstreich im Februar 1934 politisch zu verantworten hatte, ausschließlich aus Mitgliedern des ÖCV bestand, die durch Eid untereinander und an ihren „Führer“ Dollfuß gebunden waren. An den Februarkämpfen 1934 nahmen anschließend knapp 40% aller „aktiven“ (d.h. studierenden) Mitglieder des ÖCV auf Seiten der Heimwehren und des Bundesheeres teil. Der tragenden Rolle, die dem ÖCV zur erfolgreichen Etablierung des Austrofaschismus zukommt, wird bis dato (zu) wenig Beachtung geschenkt.

Emmerich Czermak, Der CV und die Judenfrage, in: Robert Krasser (ed.), Der CV, der Träger des katholischen Farbstudententums und die neue Zeit (Heft 1-3 der Schriften des ÖCV – Österreichischer Cartellverband der Katholischen Deutschen Studentenverbindungen), Wien 1936 (Seiten 60-66)
Michael Gehler, Student Corporations in Austria and the Right: A Historical Outline, in: Günther Bischof, Anton Pelinka (ed.), Austro-corporatism: past, present, future, New Brunswick, New Jersey 1996 (Seiten 289-303)
Stephan Neuhäuser, „Die Dollfussstraße ist keine andere als die traditionelle CV-Strasse.“ –
Der österreichische Cartellverband im Austrofaschismus, in: Konservatismus. Elitarismus.
Männerbündelei. Österreichische Hochschülerschaft (ed.), Wien 2013 (Seiten 39-92)

 

 

Stephan Neuhäuser ist Historiker. Er war im Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung tätig, sowie stellvertretender Leiter der Geschäftsstelle des Beirats für das Gedenk- und Erinnerungsjahr 2018.

Die Lokomotive in der Grube

„Unter verschärfter Vorlagepflicht“ gegenüber der Zensur, wurde die Salzburger Wacht, Arbeiter:innenzeitung für das Bundesland Salzburg, mit der Ausgabe vom 12. Februar 1934 verboten und eingestellt. Redaktion, SDAP und Schutzbund waren personell eng miteinander verflochten und ihre Vorstände wurden noch während einer beratenden Konferenz, vor einer möglichen Informationsweitergabe über den Aufruf zum Generalstreik, am Nachmittag des 12. Februar festgenommen, damit war auch das Wissen über Waffen- und Munitionslager weitgehend aus dem Verkehr gezogen. Einigermaßen orientierungslos gemacht, konnte sich der Generalstreik in Salzburg nicht mehr wesentlich organisieren und bis zum 16. Februar gab es spontan einige Sabotageakte an Bahngleisen, Brücken und Oberleitungen. Insbesondere die in eine Grube manövrierte Lokomotive vor der Werksremise in Salzburg Gnigl störte den Eisenbahnbetrieb entlang der Westbahn.

Das erzkatholisch ausgerichtete Blatt „Salzburger Chronik“ bekennt sich am 13. Februar 1934 zu Dollfuß und berichtete über die Verbrechen des Vortages, druckte Streikwarnungen und die Kundmachung des Standrechts. Diese offen antisemitische Zeitung berichtet in der Folge über den Prozess und das Schicksal von ca. 120 in Salzburg verhafteten Schutzbündlern.

Der Vortrag rekonstruiert diese vorverurteilende und gleichgeschaltete Berichterstattung und versucht eine Gegenerzählung des Generalstreiks und seiner Folgen in Salzburg.

 

 

Nikolaus Kohlberger, studierte Kunstgeschichte- und Philosophie. Er ist Kurator bei den städtischen Galerien Salzburg.

Die Zerstörung der Demokratie
Österreich, März 1933 bis Februar 1934

Mit der Ausschaltung des Parlaments begann im März 1933 die Zerstörung der Ersten Republik. Die so beginnende Umwandlung Österreichs in einen autoritären Staat mit faschistischem Zuschnitt kam keineswegs plötzlich und verlief vorerst weder laut noch kämpferisch. Schrittweise, stets unter dem Anschein der Legalität, schaltete die Regierung Dollfuß zwischen März 1933 und Februar 1934 mittels Notverordnungen und unter permanentem Verfassungsbruch die Einrichtungen der Demokratie aus. „In Ruhe und Ordnung“ wurden so Parlamentarismus, Sozialstaat, Grund- und Freiheitsrechte, Verfassung und das Rote Wien ausgehebelt.

Wie eine übermächtige Exekutive die politische Opposition mit administrativen Mitteln, staatlicher und letztlich auch Waffengewalt ins Abseits drängen und sie schließlich ganz ausschalten kann, zeigt dieses knappe Jahr als durchaus aktuelles Lehrstück.

 

 

Werner Michael Schwarz ist Historiker, Germanist, Kurator im Wien Museum und Dozent an der Universität Klagenfurt. Seine Forschungsschwerpunkte sind Stadt-, Medien- und Filmgeschichte, 19.-21. Jahrhundert.

Bernhard Hachleitner ist Historiker, Germanist und Kurator.

Kuratoren der Ausstellung „Die Zerstörung der Demokratie“ in der Wien Bibliothek im Rathaus.

Anni Haider erzählt

Am 12. Februar 1934 kämpfen im Wiener Goethehof Schutzbündler_innen gegen die faschistische Heimwehr und für eine bessere Zukunft. Unter ihnen ist eine junge Frau, Anni Haider, Textilarbeiterin und politische Aktivistin. Als immer klarer wird, dass der Kampf verloren ist, deckt sie mit dem Maschinengewehr den Rückzug der fliehenden Männer. Verletzt und von der Polizei gesucht, verbirgt sie sich daraufhin einige Tage im damaligen Überschwemmungsgebiet der Donau bis ihr aus der nahe gelegenen Armensiedlung „Brettldorf“ Hilfe angeboten wird.

Im Anschluß spricht Elisabeth Holzinger, eine der Regisseurinnen, über den Film, seine Entstehung, über Anni Haider und die frauenspezifischen Aspekte dieses Projekts.

Anni Haider erzählt:
A 1983, 30 min, 16mm s/w
Regie: Karin Berger, Elisabeth Holzinger, Lotte Podgornik, Lisbeth N. Trallori
Mit: Anni Haider
Kamera/Ton: Franz Grafl
Sprecherin: Waltraud Kutschera

 

 

Elisabeth Holzinger ist Politikwissenschafterin, Filmemacherin und Autorin.

Programm Sonntag 11.2.2024

Februar ’34: Steiermark, Österreich, Europa

 

 

Werner Anzenberger ist Historiker und Jurist. Er ist Bereichs-und Stabsstellenleiter in der AK-Steiermark, Landesvorsitzender Steiermark und stellvertretender Bundesvorsitzender beim Bund sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen, Autor und Teil der „Projektgruppe Februar 34“.

Die KPÖ und der Februar ’34

Die Kommunistische Internationale und ihr folgend auch die Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ) betrachteten die Sozialdemokratie Anfang der 1930er-Jahre nach der sogenannten „Sozialfaschismus-Theorie“ als Verbündete des Faschismus.

Doch nach der Zerschlagung der sozialdemokratischen und der kommunistischen Partei durch das deutsche NS-Regime 1933 und den Aufstand sozialdemokratischer Arbeiter:innen gegen den Faschismus im Februar 1934 in Österreich konnte diese These nicht weiter aufrechterhalten werden.
Ungefähr 13.000 Sozialdemokrat:innen traten nach den Februarkämpfen der KPÖ bei, die zuvor eine Gruppe mit nur 3.000 Mitgliedern gewesen war.

Eine Folge des Februar 1934 war die Diskussion der besungenen „Uns´rer Klasse eherne Einheit“, die “ nichts mehr niederringen kann“, war im Kampf gegen den Faschismus die Durchsetzung der sogenannten „Volksfront“-Strategie beim VII. Kongress der Kommunistischen Internationale im Sommer 1935 und 1936 die Forderung nach Österreich als „demokratische Republik“.

 

 

Hans-Peter Weingand ist Historiker, Kulturanthropologe, Museologe und LGBT Aktivist. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Gedenk- und Erinnerungskultur.

Politische Verfolgung nach dem Februar und in der Zeit des Austrofaschismus
in der Steiermark

Kaum hatten die Kämpfe am 12. Februar begonnen, verlautbarte die Regierung Dollfuß auch schon das Standrecht wegen „Aufruhr“. Und in den nächsten Tagen wurden in der Steiermark über 50 Personen vor das Standgericht gestellt. Gleichzeitig setzte am 12. Februar eine Verhaftungswelle von tatsächlichen und vermeintlichen Februarkämpfern ein. Gegen über 3.000 Personen wurden Verfahren eingeleitet. Zahlreiche Februar-Prozesse fanden bis in den Herbst hinein statt.

Da der Widerstand gegen das austrofaschistische Regime seitens der nun illegalen Arbeiterparteien und Organisationen weiter andauerte, kam es bis zum Ende des Regimes zu einer Vielzahl an Prozessen gegen SozialistInnen und KommunistInnen. Hunderte landeten in Gefängnissen oder im Anhaltelager, aus denen sie dank verschiedener Amnestien der Regierung im Zuge der Politik des „Zuckerbrots und der Peitsche“ freikamen.

 

 


Heimo Halbrainer, Studium der Geschichte und der Deutschen Philologie, ist Leiter von CLIO, Verein für Geschichts- und Bildungsarbeit und Teil der „Projektgruppe Februar 34“.

Polizei und Justiz im Kampf gegen die linke Opposition 1934-1938
Zum Kontext der Verfolgungs-und Verteidigungsstrategien Marie Jahodas

 

 

Andreas Kranebitter ist Politikwissenschaftler und Soziologe, wissenschaftlicher Leiter des Dokumentationsarchives des österreichischen Widerstands (DÖW).

Arbeitslosenpolitik im Austrofaschismus

Die Arbeitslosenversicherung kann als eine der großen Errungenschaften der Arbeiter:innenbewegung in der ersten Republik gewertet werden. Sie war auch eines der ersten Gesetze, die mittels Notverordnung, nach der Ausschaltung des Parlaments 1933, geändert wurde. Aussteuerungen, Kürzungen, Klientelpolitik für Schutzkorpsangehörige, die Zerschlagung der Mitbestimmungsorgane der Arbeiter:innen in der Arbeitslosenverwaltung und die Inhaftierung gewerkschaftsnaher Verwaltungsmitarbeiter:innen sind nur einige der Maßnahmen, die 1933 zügig umgesetzt wurden. Einschränkungen trafen insbesondere Frauen, Jüngere, Ältere und Menschen in ländlichen Regionen.

Das zeigt, dass das Regime mit seiner Politik an einen Trend anknüpft, der den Auseinandersetzungen um die Arbeitslosenunterstützung seit ihrer Einführung inhärent war. Bereits 1920 war die Frage, wer einen Anspruch auf Arbeitslosengeld geltend machen konnte, wie hoch der Anspruch sein sollte und wie lange dieser gelten sollte umstritten und umkämpft.

Ausgehend von den Novellen des Arbeitslosenversicherungsgesetzes 1933 werden in dem Beitrag Brüche und Kontinuitäten des austrofaschistischen Arbeitslosenpolitik dargestellt. Anhand der Novellen, der Auseinandersetzungen um diese und anhand von Statistiken werden die Effekte der Arbeitslosenpolitik des Austrofaschismus für Arbeitnehmer:innen und deren ideologische Untermauerung nachvollzogen.

 

 

Irina Vana ist Soziologin und Sozialhistorikerin, Lektorin an der Uni Wien und an der Fern Uni Hamburg. Sie ist Projektleiterin am Kompetenzzentrum Zukunft Gesundheitsförderung.

Die Februartage in St. Pölten
Epizentrum der militärischen Auseinandersetzungen in Niederösterreich

Als am 12. Februar der Bürgerkrieg ausbrach, blieb es in St. Pölten von vereinzelten Streiks abgesehen ruhig. Erst als Tags darauf ein Emissär aus Wien eintraf wurde der örtliche Schutzbund aktiv.

Für den Abend des 13. Februar wurde ein Angriff auf verschiedene strategische Objekte in der Stadt geplant, die zum Ziel hatten, den Bahnverkehr sowie die Stromversorgung zu unterbrechen. Der Angriff forderte Opfer auf beiden Seiten und die Schutzbündler mussten sich zurückziehen. In den folgenden Tagen kam es zu Massenverhaftungen und ein Anhaltelager wurde eingerichtet. Bis zum 16. Februar kam es noch zu vereinzelten Feuergefechten.

Am 16. Februar starben die beiden aus St. Veit an der Gölsen stammenden Schützbündler Johann Hoys und Viktor Rauchenberger am austrofaschistischen Würgegalgen. In den Februartagen wurden über 400 Schutzbündler und sozialdemokratische FunktionärInnen verhaftet. Da die in der Stadt vorhandenen Gefängnisse nicht ausreichten wurde ein Anhaltelager eingerichtet.

Zu den Hauptprotagonisten gehörten Maria Emhart und der von den Nazis hingerichtete Ferdinand Strasser.

 

 


Thomas Lösch ist Historiker im Stadtarchiv St.Pölten. Er forscht zur St.Pöltner Stadtgeschichte und zu den Februarkämpfen in St-Pölten.

Zur Soziologie der mittleren Führungsebene des Wiener Republikanischen Schutzbundes

 

 

Charlotte Rönchen ist Historikerin und Projektmanagerin beim Institut für historische Sozialforschung (IHSF). Ihre Forschungsschwerpunkte sind Arbeiter:innengeschichte, Zwischenkriegszeit und Polizeigeschichte.

Das Kriegswirtschaftliche Ermächtigungsgesetz als Totengräber der Demokratie?
Zur Rolle außerordentlicher Gesetzgebung für den „Staatsstreich auf Raten“

 

 


Kamila Staudigl-Ciechowicz ist Juristin, Gutachterin beim Theodor Körner Fonds und lehrt an den Universitäten Regensburg und Wien. Ihr Forschungsschwerpunkt ist die Rechtsgeschichte der Zwischenkriegszeit.

Die umkämpfte Republik – Tiefer Staat, paramilitärische Verbände und politische Gewalt

 

 


Florian Wenninger ist Politikwissenschafter und Historiker, Leiter des Institut für historische Sozialforschung (IHSF), Lehrbeauftragter an der Uni Wien und am FH Campus Wien sowie Redaktionsmitglied der Zeitschrift „Zeitgeschichte“.
Seine Forschungsschwerpunkte sind Polizei und Devianz, Diktatur und Transformation sowie historische Identitätsbildung.

„Wir wünschen, daß die Arbeiterschaft
unmittelbar als erster Waggonhinter der Lokomotive rangiert.“
Integrationsstrategien gegenüber Arbeiter:innen im Austrofaschismus

Das Verhältnis zwischen austrofaschistischem Regime und Arbeiterschaft wurde bisher primär aus dem Blickwinkel der Repressionspolitik gegen die organisierte Arbeiterbewegung beleuchtet. Viel weniger bekannt sind hingegen die zahlreichen Integrationsmaßnahmen, die auf die Bekehrung und Gewinnung der „ehemals“ sozialdemokratischen Arbeiter:innen zielten. Zusätzlich zum Ausbau der Propaganda lag der Schwerpunkt dabei auf der organisatorischen Anbindung an das Regime über den regimeloyalen Gewerkschaftsbund und die Monopolpartei Vaterländische Front. Neben dem pragmatischen Aspekt der Machtabsicherung wurde damit auch ein größerer gesamtgesellschaftlicher Gestaltungsanspruch verfolgt: Im neuen Staat sollten die Arbeiter:innen ihre untergeordnete gesellschaftliche Position akzeptieren und im besten Fall aktiv bejahen.

Der Vortrag beleuchtet die Umsetzung der Integrationspolitiken vor dem Hintergrund regimeinterner Konflikte um die Arbeiterfrage sowie im Wechselverhältnis zur Repressions- und Sozialpolitik des Austrofaschismus. Zusätzlich wird die Positionierung der illegalen linken Opposition, aber auch jene unorganisierter Arbeiter:innen zu den Integrationspolitiken diskutiert.
Dabei stehen zwei Hypothesen im Zentrum:
1. Obwohl das austrofaschistische Regime einen Teilerfolg bei der organisatorischen Erfassung der Arbeiterschaft erzielte, konnte kaum deren positive Identifikation mit dem „Ständestaat“ erreicht werden.
2. Allerdings kanalisierten die Integrationsangebote Widerstandstätigkeiten der illegalen Arbeiterbewegung und trugen so zu einer Stabilisierung des Regimes bei.

 

 

Elisabeth Luif ist Historikerin. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Faschismen der Zwischenkriegszeit, Geschichte der Arbeiter:innenbewegung und transnationale Perspektiven auf die europäische Geschichte im 20. Jh..

„Die Waffe übernahm ich erst am Posten von meinem Vorgänger,
den ich namentlich nicht kannte.“
Die Februarkämpfe in den Vernehmungsprotokollen österreichischer Remigrant:innen
aus der UdSSR zwischen 1934-1938

Der Beitrag behandelt die Remigration von Österreicher:innen aus der UdSSR in den Jahren 1934 bis 1938. Diese Remigrant:innen wurden von den österreichischen Behörden noch an der Grenze abgefangen und verhört. Angeordnet hatte die Vernehmungen das „Staatspolizeiliche Büro“ (StB), eine Behörde im österreichischen Innenministerium. Mit dem 1933 gegründeten StB wurde die Bekämpfung der politischen Opposition im Austrofaschismus gebündelt. Da die Remigrant:innen aus der Sowjetunion kamen, vermutete die österreichische Staatspolizei in ihnen Anhänger:innen der Arbeiter:innenbewegung.

Wie begegnete das StB dieser vermeintlichen Bedrohung? Welche Interessen verfolgte das StB mit den Vernehmungen? Und wie schilderten die Remigrant:innen die Februarkämpfe gegenüber den Polizeibehörden? Um diese Fragen zu beantworten, wurden über einhundert Vernehmungsprotokolle analysiert.

 

 

Philipp Moritz ist Historiker.

Das lange Echo der Dollfuß Kanonen 

Diskutiert werden Themen wie kollektives Gedächtnis und Erinnerungskultur, Restauration und Kontinuitäten.

Lucile Dreidemy ist Historikerin an der Universität Wien. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Autoritarismusforschung, der faschistische Umbau in Europa, österreichische Zeitgeschichte, political myths und politics of history.

Linda Erker ist Zeithistorikerin, Sachverständige in der Kommission 8 für das Österreichische Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung. Ihr Forschungsschwerpunkt ist die österreichische Geschichte im 20. Jahrhundert.

Elisabeth Luif ist Historikerin. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Faschismen der Zwischenkriegszeit, Geschichte der Arbeiter:innenbewegung und transnationale Perspektiven auf die europäische Geschichte im 20. Jh..

Moderation: Anna Rosenberg

begleitende Ausstellung:

Ausgestellt werden Linoldrucke aus dem Buch „Als die Nacht begann…“ von Thomas Fatzinek, erschienen bei Bahoe Books, Wien 2016.

Veranstaltungsräume/Lageplan

Aula am Campus: Hof 1, Raum 1.11
Alte Kapelle:
Hof 2, Raum 2.8 
Seminarraum 1: Hof 1, Raum 1.6.1
Seminarraum 2: Hof 1, Raum 1.6.2
Seminarraum 3: Hof 7, Raum 7.1

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